Hämorrhoiden

Hämorrhoiden (auch: Hämorriden) fungieren als Feinverschluss des Afters, sie sind also im Körper jedes Menschen vertreten. Im umgangssprachlichen Gebrauch versteht man unter „Hämorrhoiden“ jedoch meist ein Hämorrhoidalleiden, was zum Beispiel durch vergrößerte oder tiefer getretene Hämorrhoiden hervorgerufen wird und auf diese Weise Unwohlsein verursacht.
Da viele Patienten zunächst aus Scham keinen Arzt aufsuchen, gibt keine genauen Informationen darüber, wie oft das sogenannte Hämorrhoidalleiden auftritt. Grundsätzlich kann die Krankheit in jedem Lebensalter vorkommen, jedoch sind meist ältere Menschen betroffen. Außerdem tritt ein Hämorrhoidalleiden öfter bei Männern als bei Frauen auf. Wie bei vielen Krankheiten gilt: je früher sie behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Allgemein kann man allerdings sagen, dass eine Behandlung des Hämorrhoidalleidens gut möglich ist.

 

Welche Ursachen gibt es für Hämorrhoiden?

Für ein Hämorrhoidalleiden gibt es bisher keine einzelne, festgelegte Ursache. Forscher und Mediziner sind sich bislang noch uneinig, jedoch gibt es einige Prozesse, die möglicherweise auslösend wirken können. Ein viel diskutierter Grund ist das lange und intensive Pressen während des Stuhlgangs. Hierbei wird der Druck auf die Hämorrhoiden gesteigert, wodurch sich die Blutgefäße „verknoten“. Hiervon können zum Beispiel Menschen betroffen sein, die mit ihrer täglichen Ernährung nicht ausreichend Ballaststoffe aufnehmen. Ihre Körper produzieren somit weniger und festeren Stuhl und sie müssen beim Stuhlgang stärker pressen. Auch Übergewicht, zu wenig Bewegung, viel Sitzen usw. können das Risiko für ein Hämorrhoidalleiden erhöhen.
Neben diesen Menschen können aber beispielsweise auch schwangere Frauen von der Erkrankung betroffen sein. Schuld daran könnte zum einen der hohe Druck im Bauch der Frau sein. Teilweise wird auch der Einfluss von Hormonen auf ein Erkrankungsrisiko diskutiert. Einige Forscher sind außerdem der Meinung, dass die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung genetisch veranlagt ist, das heißt, dass manche Menschen mit steigendem Alter durch z.B. ein vererbtes schwaches Bindegewebe eher zu einem Hämorrhoidalleiden neigen als andere. Die Chance einer Erkrankung ist jedoch auch von Land zu Land bzw. Kontinent zu Kontinent unterschiedlich. In einigen Entwicklungsländern treten Hämorrhoiden beispielsweise nur selten auf, was wahrscheinlich an der ballaststoffreichen Ernährung und der eher stehenden Lebensweise der Menschen in diesen Ländern liegt.

 

Symptome von Hämorrhoiden

Doch woran merkt man überhaupt, dass man betroffen ist?

Ein erstes Symptom sind beispielsweise anale Blutungen. Die Hämorrhoiden, die normalerweise für den Feinverschluss des Afters verantwortlich sind, können diese Aufgabe nicht mehr erfüllen. Außerdem sind die Gefäße des Schwellkörpers dünn und sensibel. Aus diesen Gründen kann es zur Ausscheidung von Schleim oder flüssigem, blutigem Stuhl kommen. Durch diesen Stuhlgang wird die Haut am Darmausgang irritiert, wodurch das bekannte Jucken und/oder Brennen entstehen kann. In höheren Stadien kann es dann auch zu starken Schmerzen oder einem Fremdkörpergefühl kommen.
Allgemein lassen sich vier Schweregrade definieren, wobei die Art sowie die Schwere der Beschwerde auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein kann. Das bedeutet, dass nicht alle Betroffenen die gleichen Symptome haben müssen, nur weil sie sich medizinisch gesehen im gleichen Stadium befinden.

hämorrhoiden grad 1Grad 1

Häufig wird die Erkrankung im ersten Stadium noch gar nicht erkannt. Höchstens kleine Merkmale (wie beispielsweise Spuren von Blut auf dem Toilettenpapier) können auf ein Hämorrhoidalleiden hinweisen, da Schmerzen durchaus untypisch für diese Phase sind. Von außen ist die „Gefäß-Verknotung“ außerdem noch nicht erkennbar, lediglich bei einer Enddarmspiegelung kann ein Mediziner die Krankheit erkennen und diagnostizieren.

 

hämorrhoiden grad 2Grad 2

In diesem Stadium treten vermehrt Blutungen auf. Außerdem kommt es klassischerweise zu einem Brennen, Jucken und Nässen im Bereich des Afters. Da die Vergrößerung der Hämorrhoiden nun noch weiter ausgeprägt ist, wölben sich die Gefäßknoten während des Stuhlgangs (bzw. während des Pressens) nach außen, geben anschließend aber wieder nach.

hämorrhoiden grad 3Grad 3

Dieses Zurückziehen der Gefäßknoten ist bei Patienten mit der Erkrankung des dritten Grades meist nicht mehr möglich. Lediglich mit den Fingern lassen sich die Hämorrhoiden zurück befördern. Zu den Krankheitszeichen aus dem zweiten Stadium kommt es hier auch vermehrt zu einem ungewollten Abgang von Kot und einem Fremdkörpergefühl. Viele Betroffene schildern außerdem, dass sie beim Stuhlgang gefühlt nicht mehr gänzlich entleeren können.

hämorrhoiden grad 4Grad 4

In diesem Stadium kommt es bei den Patienten zu großen Problemen und Schmerzen beim Stuhlgang, die durch eine unzureichende Blutversorgung ausgelöst werden. Es kommt zum sogenannten Analprolaps, bei dem nicht nur die Hämorrhoiden, sondern auch die Schleimhaut des Analkanals austritt. Außerdem können die Gefäßknoten nicht mehr mit der Hand zurück in den Körper geschoben werden.

Diagnose „Hämorrhoiden“

Durch das häufige Vorkommen des Hämorrhoidalleidens ist das Stellen der Diagnose meist nicht schwer. Oft wird nach dem Gespräch noch eine Tastuntersuchung sowie eine Inspektion der Analregion vorgenommen, bei der ein leichtes Pressen notwendig ist, um das Heraustreten der Hämorrhoiden zu gewährleisten. Auf diese Weise kann eine erste Diagnose gestellt werden. Zur Absicherung wird meist jedoch auch noch eine Darmspiegelung sowie eine Anusspiegelung durchgeführt. Erstere ist besonders für Patienten mit blutigem Stuhlgang wichtig, da es auch bei Darmkrebs bzw. seinen Vorstufen zu blutigem Stuhl kommen kann. Auf diese Weise kann zwischen einer Krebs- und Hämorrhoiden-Erkrankung unterschieden werden. Außerdem kann das genaue Stadium des Hämorrhoidalleidens erkannt und diagnostiziert werden.

 

Behandlungsmöglichkeiten von Hämorrhoiden

Die Behandlungsmöglichkeiten für ein Hämorrhoidalleiden sind vielfältig und reichen von einer Veränderung des Ernährungs- und Arbeitsverhaltens (mehr Ballaststoffe, mehr stehende Tätigkeiten bei der Arbeit) bis hin zu operativen Eingriffen. Dabei ist die Therapie selbstverständlich von dem Stadium der Erkrankung abhängig. Ziel hierbei ist immer die Produktion eines weichen Stuhls, der leicht auszuscheiden ist.

 ++ Mehr zum Thema: Behandlung mit Hämorrhoiden Salbe, Tabletten oder Zäpfchen ++

Behandlung mit Medikamenten

Auch wenn die Verwendung von Abführmitteln möglicherweise naheliegend erscheinen mag, sollten Betroffene hiervon absehen. Bei dauerhaftem Einsatz können Probleme beim Stuhlgang hierdurch eher noch verschlimmert werden. Das Verwenden von Abführmitteln sollte daher höchstens in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
Beschwerden wie Jucken oder leichte Schmerzen können lokal behandelt werden. Hierfür eignen sich beispielsweise Hämorrhoiden-Salben, -Cremes oder -Gels. Des Weiteren werden Zäpfchen oder sogenannte „Analtampons“ angeboten, die dafür sorgen können, dass die Wirkstoffe direkt an die Hämorrhoiden gelangen. Falls diese Art von Therapie nicht hilft, sollte ein Arzt konsultiert werden, um sich über eine längerfristige Behandlung zu informieren.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Einige Hämorrhoidalleiden (besonders bis Stadium 2, manchmal auch 3)können beispielsweise auch durch eine sogenannte „Gummiband-Ligatur“ behandelt werden. Das Gummiband wird hierbei vom Arzt an den Hämorrhoidalknoten angebracht, wodurch das Gewebe nicht mehr durchblutet werden kann. Das hat zur Folge, dass sich das Gummiband samt Knoten in den nächsten Tagen lösen. Eine ähnliche Möglichkeit ist das Veröden, hierbei wird eine chemische Lösung in die Knoten gespritzt, wodurch es zur Schrumpfung kommt.

++ Mehr zum Thema: Hämorrhoiden OP ++

Hämorrhoiden OP

Zu einer operativen Entfernung der Gefäßknoten kommt es hauptsächlich bei Patienten, die sich im 3. oder gar 4. Stadium befinden. Andere Behandlungsmöglichkeiten sind hier zunehmend unwirksam, wodurch eine Hämorrhoiden Operation oft unumgänglich ist. Wie jeder operative Eingriff ist auch dieser mit einem gewissen Risiko verbunden, jedoch sind die möglichen Komplikationen hier relativ harmlos. Für diesen chirurgischen Einsatz gibt es verschiedene Techniken, von denen durch den Mediziner abhängig von dem Krankheitsbild die jeweils passende ausgewählt wird. An dieser Stelle sollte gegebenenfalls eine zweite Meinung von einem anderen Arzt eingeholt werden, um sicherzugehen, dass eine Operation wirklich notwendig ist und falls ja, die richtige chirurgische Technik ausgewählt wird.

 

Alternative Therapiemöglichkeiten

Neben den zahlreichen Salben und Cremes, die in der Apotheke rezeptfrei verkauft werden, gibt es allerdings auch einige Hausmittel, die bei der Bekämpfung des Hämorrhoidalleidens helfen können. Hier kann zwischen einer inneren und einer äußeren Behandlung unterschieden werden. Bei der inneren Behandlung spielt vor allem das Trinken bestimmter Kräuter-Tees eine wichtige Rolle. Als besonders effektiv gelten die Heißgetränke aus Rosskastanie, Buchweizen oder auch Eichenrinde. Bei mehrfacher täglicher Aufnahme sollen die Hämorrhoiden so von innen heraus behandelt werden.

 ++ Mehr zum Thema: Welche Hausmittel gibt es gegen Hämorrhoiden ++

Bei der äußeren Behandlung soll durch heiße Bäder auf Kamille-Basis Abhilfe geschaffen werden. Die Kamille soll angeblich die vorhandene Entzündung hemmen, während weitere Zutaten (wie zum Beispiel Eichenrinde oder Rosskastanie) die Hämorrhoiden schrumpfen lassen sollen. Als weitere Naturheilmittel gegen Hämorrhoiden gelten Lavendel oder Ringelblume sowie Zinnkraut. In warmem Wasser gelöst sollen die Pflanzen eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung gegen das Hämorrhoidalleiden haben. All diese Produkte können in jeder Apotheke erworben werden. Auch feuchte Umschläge mit Kamille oder Speisequark können bei einer nächtlichen Anwendung beruhigend wirken.
Neben den eben genannten Naturheilstoffen kann aber auch eine homöopathische Therapie mit Globuli zum Erfolg gegen Hämorrhoiden führen. Hier sind zum Beispiel Kügelchen auf Aloe- oder Arnika-Basis verbreitet. Auch sogenannte Schenkelgüsse oder Unterkörperwaschungen mit verschiedenen Extrakten können hilfreich sein.
Bei all diesen Therapiemöglichkeiten ist es allerdings wichtig, auf Hautreaktionen zu achten. Bildet sich beispielsweise ein Ausschlag, so ist die jeweilige Behandlung sofort abzubrechen.

 

Vorbeugung

Als Vorbeugung gegen ein Hämorrhoidalleiden ist die sogenannte Basistherapie, die auch in der Behandlung angewandt wird, geeignet. Diese verfolgt das Ziel, einen weichen sowie geformten Stuhl zu produzieren, damit es gar nicht erst zu einem ausgeprägten Pressen beim Stuhlgang kommt.
In Hinblick auf die Ernährung ist eine hohe Aufnahme von Ballaststoffen sinnvoll. Hierzu können beispielsweise Flohsamenschalen oder Weizenkleie konsumiert werden. Außerdem ist eine hohe Flüssigkeitszufuhr wichtig für die Produktion von weichem Stuhl.
Neben der Ernährung spielen aber auch die richtigen „Stuhlgewohnheiten“ eine große Rolle. Hierbei gilt es zu beachten, dass der Stuhlgang nicht verzögert werden sollte, da der Stuhl dadurch fester wird. Sobald ein Mensch Stuhldrang verspürt, sollte er also eine Toilette aufsuchen. Jedoch wirkt sich auch zwanghaftes Pressen sowie zu langes Sitzen auf der Toilette negativ auf die Hämorrhoiden aus (bzw. reizt sie) und kann somit ein Hämorrhoidalleiden begünstigen.

 

Fazit

Grundsätzlich ist ein Hämorrhoidalleiden meist keine schlimme Erkrankung. Wichtig ist lediglich, dass bei einer möglichen Erkrankung frühzeitig ein Arzt aufgesucht wird. Auf diese Weise kann in den meisten Fällen eine Operation verhindert und die Behandlung deutlich vereinfacht werden.
Eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung sowie eine eher stehende Lebensweise können außerdem vorbeugend wirken, damit ein Hämorrhoidalleiden gar nicht erst entstehen kann.